Desinformation als Gefahr für die Demokratie

Desinformationen sind mehr als Fake News. Desinformationen sind schwer zu erkennen, schüren Vorurteile, manipulieren, täuschen absichtlich und spalten demokratische Gesellschaften. Sie sind deshalb eine Gefahr für die Demokratie.

Desinformationen werden laut einer Bertelsmann Studie (Link auf pdf) am häufigsten zu kontroversen und umstrittenen Themen wahrgenommen, dazu gehören neben „Einwanderung“, „Gesundheit“, „Krieg“ auch „Wahlen“. Kurz vor der Europawahl 2024 hat die Evangelische Medienakademie Nils Haupt, Präsident der Deutschen Public Relations Gesellschaft (DPRG) eingeladen, das Thema in einem Impulsreferat im Rahmen unseres digitalen Lern- und Diskussionsformat Zukunft, Trends & Diskurse zu beleuchten.

„Demokratie ist nicht selbstverständlich, und sie ist nicht selbstverständlich stabil“, leitete Nils Haupt seinen Impulsvortrag ein. 75 Jahre nachdem das Grundgesetz in Kraft trat, das er als „Stützpfeiler und Garant unserer freiheitlichen demokratischen Grundordnung“ bezeichnet, mache er sich „im Angesicht rechtspopulistischer Regierungen und Tendenzen in Europa Sorgen um die Demokratie. Sie missbrauchen die Meinungsfreiheit für Desinformation, Hass und Hetze – vor allem mit Hilfe digitaler Kommunikationsmittel.“

Die Bedrohung der Demokratie

Anders als klassische Mediensysteme wie Zeitungen oder Fernsehen, bei denen die Nachricht einspurig und ohne Möglichkeit der individuellen Meinungsäußerung des Lesers/Zuschauers erfolgt, ist auf Social Media jede*r sowohl Empfänger als auch Sender. „Das überfordert uns“, konstatiert Nils Haupt. „Ethisch und rechtlich fragwürdige Kommunikationspraktiken finden Eingang in öffentliche Debatten – das hat das Potenzial, den demokratischen Diskurs und das Vertrauen der Öffentlichkeit in Institutionen und Prozesse der Demokratie zu schwächen. Im schlimmsten Fall befördert dies die Entstehung und Verfestigung von Vorurteilen, Diskriminierungen und Feindseligkeiten und führt mittelfristig zu einer zunehmenden Polarisierung und Spaltung der Gesellschaft.“ Als Beispiel nennt er die USA.

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Nils Haupt

Kommunikationsleiter

hat Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften studiert. Er war Radio- und Fernsehjournalist, Kommunikationsleiter der Landesbank Sachsen und der Lufthansa Cargo. Seit 2014 leitet er die Konzernkommunikation der Reederei Hapag-Lloyd. 2023 wurde er zum Präsidenten der DPRG gewählt.

Was sind Fake News, Deepfakes und Trollfabriken?

Künstliche Intelligenz (KI) erleichtert und beschleunigt die Verbreitung von Fake News und Deepfakes auf digitalen Plattformen. Eine Begriffsklärung:

  • Fake News sind absichtlich verbreitete Falschnachrichten.
  • Deepfakes sind realistisch wirkende, mit KI manipulierte Videos oder Tonaufnahmen, die den Anschein vermitteln, als ob jemand etwas sagt oder tut, was er in Wirklichkeit nicht gesagt oder getan hat.
  • Trollfabriken sind organisierte, teils staatlich gesteuerte Gruppen mit oft mehreren hundert Mitgliedern, die systematisch über fingierte Accounts Falschinformationen auf Social Media und Foren verbreiten.

Fake News und Deepfakes werden gezielt eingesetzt für Desinformation und Manipulation der öffentlichen Meinung. Das Ziel ist, Spaltungen in der Gesellschaft zu vertiefen und das Vertrauen in Medien, politische Institutionen und demokratische Strukturen zu untergraben. Gerade vor Wahlen beispielsweise wird so versucht, die Wahlentscheidung von Bürgerinnen und Bürgern zu beeinflussen.

Was können Kommunikator*innen in Organisationen tun?

„Dieser Gefahr müssen wir uns stellen – als Gesellschaft, als Bürgerinnen und Bürger und als Kommunikatoren!“ sagt Nils Haupt. Dabei unterstreicht er die Rolle und Verantwortung der Kommunikator*innen. Denn laut dem Edelmann Trust Barometer haben Menschen mehr Vertrauen in die Kommunikation von Unternehmen, als in Medien oder Politik. „Unternehmen und Institutionen tragen Verantwortung.“  

Als Handlungsfelder für Kommunikationsfachkräfte zählt er auf:

  • Vertrauen aufbauen durch Fakten, Updates und Transparenz.
  • Einen internen Plan entwickeln, wie mit Desinformationskampagnen umzugehen ist.
  • Die Medienkompetenz von Mitarbeitenden und Mitgliedern stärken.
  • Gefahr von Fake News ins Gespräch bringen.
  • Raum zum Ausprobieren der technischen Tools schaffen.
  • Fort- und Weiterbildungsangebote nutzen.

Initiative „Kommunikation stärkt Demokratie“

Die DPRG hat deshalb im Mai zusammen mit dem BdKom (Bundesverband der Kommunikatoren) und der GPRA (Gesellschaft der führenden PR- und Kommunikationsagenturen) die Initiative „Kommunikation stärkt Demokratie“ ins Leben gerufen, als Gegengewicht zu Fake News, Deepfakes und Trollfabriken. Zusammen vertreten die drei Verbände rund 10.000 professionelle Kommunikationsfachleute. „Kommunikation heißt, Verantwortung für die Demokratie übernehmen. Wir stehen für ethische, nachhaltige, authentische und wahrhaftige Kommunikation“, fasst Nils Haupt das Hauptanliegen der Initiative zusammen.

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