Liebe geht raus!
Daumen-hoch zum World-Emoji-Day? Dann sind Sie vermutlich fortgeschrittenen Alters. Und zu ihren Top-Emojis gehören außerdem das rote Herz und der grüne Haken. Aus Sicht der jüngeren Menschen ...
Beitrag lesenDas Internet wird sich nicht durchsetzen. 2001 hatte Trendforscher Matthias Horx dem World Wide Web keine gute Prognose ausgestellt. Im Gegensatz zu einem einfachen Telefon oder einem Radio mit drei Knöpfen sei das WWW mehr denn je eine kompliziert zu bedienende Angelegenheit, zitiert der Branchendienst Heise den Trendforscher nach Veröffentlichung der Studie. Weit gefehlt, auch wenn sich bis heute manch einer gar nicht damit befassen möchte.
Woher weißt Du das denn? Na klar - aus dem Internet. Zwei Jahrzehnte später sind in Deutschland fast 4 von 5 Menschen online. Das Internet ist selbst zum Massenmedium geworden. 94 % der Menschen ab 14 Jahre spielen, arbeiten, plaudern, lernen, informieren sich im Netz.
Seit einigen Jahren wird das Netz für die Menschen in Deutschland vermehrt zur Informationsquelle. Vom Börsenticker über Unwetterwarnungen bis zur Häkelanleitung gibt es nahezu jede Information. Neben Online-Filialen der klassischen Medien, Digitalmagazinen und Blogs liefern vor allem die sozialen Netzwerke beständig Neues und Interessantes. Und das rund um die Uhr. Mit der Corona-Pandemie hat sich die Mediennutzung noch einmal verändert. Grund genug also, genauer hinzuschauen.
„Meine Bildung hab‘ ich aus dem Fernsehen“ sang die Band Lucilectric 1996. Auch 2001 noch war klar, woher die Informationen kamen: Zeitungen & Zeitschriften, Radio und Fernsehen waren die großen Medienkanäle. Wer auf dem neuesten Stand sein wollte, musste sich aktiv informieren. Tageszeitung, Tagesschau und Wissenssendungen im Radio. Wer zu spät kam, hatte Pech. Heute sind Informationen im Internet immer verfügbar. Dank des Smartphones können wir überall auf diese Informationen zugreifen. Ort und Zeit spielen keine Rolle mehr. Durch die sozialen Netzwerke, Newsletter und Benachrichtigungen kommen die Informationen zudem von selbst zu den Nutzer:innen – und werden bei hoher Relevanz gleich weiter verteilt.
Eine der wichtigsten Studien zur Internetnutzung in Deutschland ist die ARD/ZDF-Onlinestudie. Die Entwicklung der Internetnutzung in Deutschland sowie der Umgang der Nutzer:innen mit den Angeboten bilden seit 1997 die zentralen Fragestellungen der Studie. Seit einigen Jahren konzentriert sie sich auf die mediale Internetnutzung.
94 % der in Deutschland lebenden Menschen ab 14 Jahre waren 2021 online. Das sind 66 Millionen Menschen. Wirklich? So viele – mag sich einer fragen. Schauen wir einmal genauer hin: Die unter 50-Jährigen sind zu 100 % online. Bei den 50 bis 69-Jährigen sind es 95 %. 77 % der Generationen 70 Jahre und älter sind online.
Eine Zusammenfassung der Studie 2021 gibt es hier.
(Und wer sich nun fragt, wie viele Menschen 2001 das Internet genutzt habe: Es waren 24,8 Millionen Personen ab 14 Jahren. Das waren immerhin 38,8 %. Allerdings waren die nicht jeden Tag online: ARD/ZDF-Onlinestudie 2001)
Auch wenn es die Zielgruppe „Alle“ ja eigentlich nicht gibt, lässt sich für das Internet bei diesen Zahlen heute sagen: Wir sind alle drin! Und das fast immer. Aber wir verhalten uns nicht gleich.
Im Schnitt sind die Menschen täglich etwas mehr als zwei Stunden online. Die Gruppe der 14 bis 29-Jährigen ist mit 4,5 Stunden klar an der Spitze. Das kann aber im Pandemiejahr 2021 niemanden wundern, in dem sich Schule, Studium & Ausbildung sowie ein Großteil des sozialen Lebens durch Social Distancing und Lockdown ins Internet verlagert haben. Auch die 30 bis 49-Jährigen verbrachten etwa drei Stunden täglich online. Die Gruppe der 50 bis 69-Jährigen war mit 77 Minuten etwas mehr als eine Stunde täglich im Internet. Auf 23 Minuten täglich brachte es die Generation 70+.
Was machen die Menschen, wenn sie online sind? Sie schauen Videos an, hören Audiostücke, Podcasts, Radiosendungen oder Musik über Streamingdienste. Sie lesen Zeitungen und Zeitschriften im Netz und nutzen Texte auf Onlineangeboten. Außerdem verbringen sie Zeit in den sozialen Netzwerken.
Video vor Audio vor Text: Wer eine Information sicher an seine Zielgruppe bringen möchte, sollte sich diesen Dreischritt merken. Denn die Studie belegt 2021 einmal mehr, dass Videos im Internet die meisten Menschen erreichen. Bei YouTube, in Mediatheken und auf Streamingdiensten sind die Internetnutzer:innen täglich eine gute Stunde (64 Minuten) unterwegs. Dicht gefolgt von Audioangeboten mit 56 Minuten pro Tag. Deutlich dahinter liegen Textinhalte. Nur 20 Minuten pro Tag verbringen Internetnutzer:innen mit dem Lesen von Texten.
In den sozialen Netzwerken führte facebook lange Jahre das Feld an. Mittlerweile liegt Instagram vor allem bei den jüngeren Menschen fast gleichauf. Mit dem Blick auf die Messenger-Dienste zeigt sich der Wandel im Nutzungsverhalten. 71 % der Menschen in Deutschland nutzen täglich Messenger-Dienste. Bei den unter 30-Jährigen sind es sogar 93 Prozent. Marktführer ist Whatsapp. Das belegt einen Social-Media-Trend, die eigenen Aktivitäten aus dem öffentlichen Internet heraus zu verlegen. Was noch vor wenigen Jahren im News-Feed gepostet wurde, findet sich heute eher in Gruppenchats und Statusleisten mit begrenzter Sichtbarkeit.
https://www.deutschlandfunkkultur.de/posten-in-sozialen-medien-100.html
Die Nutzerzahlen Social Media für Deutschland kuratiert regelmäßig kontor4 und bringt dabei die ARD/ZDF-Online-Studie mit den Zahlen von Web-Blogger Christian Buggisch und Michael Kroker (WirtschaftsWoche) zusammen. Hier gibt es viele interessante Informationen über die sozialen Netzwerke in Deutschland, etwa die Daten der Jahre 2015 – 2021 im historischen Vergleich sowie die Nutzerzahlen auf gesplittet nach monatlicher und wöchentlicher Nutzung. Dabei fällt auf, dass Facebook zwar weiter auf Platz eins liegt, aber deutlich mehr Nutzer:innen wöchentlich auf YouTube online sind.
Wenn Menschen im Netz gezielt nach Informationen suchen, dann tun sie das häufig über eine Suchmaschine. Platzhirsch ist Google mit mehr als 80 % (Desktop) / mehr als 90 % (mobil). Die übrigen Anteile teilen sich Bing, Ecosia und DuckDuckGo. YouTube wird ebenfalls wie eine Suchmaschine genutzt und die Social-Media-Branche sieht das Internetportal für Videoinhalte als zweitgrößte Suchmaschine nach Google.
Mit der Covid-19-Pandemie hat sich die Mediennutzung noch einmal verändert. Im dritten Jahr der Pandemie gibt es viele Untersuchungen und Zahlen dazu. Der Reuters Digital News Report 2021 zum Beispiel bestätigt für Deutschland, dass Covid-19 das Interesse an aktuellen Nachrichten gesteigert hat. Besonders die etablierten Medien sowie die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten erlebten zu Beginn einen starken Zuwachs.
Im Verlauf der Pandemie konnten sich vor allem über die sozialen Netzwerke Verschwörungstheoretiker:innen und Corona-Leugner:innen sammeln und Falschinformationen verbreiten. Mittlerweile beobachten Medienjournalist:innen einen Rückzug dieser Gruppen in Messenger-Dienste, hier vor allem eine Radikalisierung auf Telegram. Ein sehr hörenswertes Stück des Breitband-Podcast (dlf) aus dem Januar 2022 fasst Recherchen und Studien zusammen und gibt unter der Überschrift „Halb privat, halb öffentlich – und sehr oft radikal“ einen Überblick zur Nutzer:innenentwicklung von Telegram.
Serien, Filme, Hörbücher, Podcasts: Streaminganbieter haben während der Pandemie mehr Nutzer:innen bekommen. Wer tiefer in die Auswirkungen der Pandemie auf die Mediennutzung einsteigen will, findet Daten bei statista unter der Frage „Wie wirkt sich das Coronavirus auf die Nutzung digitaler Medien aus?“
Aktuelle Zahlen, Daten und Fakten zur Mediennutzung in Deutschland wird künftig auch die Zeitverwendungserhebung (ZVE) erheben. Unter dem Motto „Wo bleibt die Zeit?“ findet von Januar bis Dezember 2022 die ZVE statt. Teilnehmer:innen ab zehn Jahre aus 10000 Haushalten erfassen vollständige Tagesabläufe über 24 Stunden von Arbeit oder Schule über Hobbies und Internetnutzung bis zu Einkaufen, Kinderbetreuung, Ehrenamt sowie Wegezeiten mit Auto, Bus, Bahn, Fahrrad oder zu Fuß. Wie sehr der digitale Medienkonsum und die Internetnutzung zum Alltag der Menschen in Deutschland gehören, wird die Zeitverwendungserhebung sicherlich beschreiben. Mehr dazu gibt es auf der Internetseite des Statistischen Bundesamtes.
Zum Schluss noch einmal zurück zum Anfang. Obwohl Trendforscher Matthias Horx mit seiner Prognose 2001 rückblickend falsch lag, hat er in seiner Studie „Die Zukunft des Internets“ vieles richtig vorhergesagt. Damals war das Internet kompliziert, die Technik teuer. Digitale Bildung, einfache und billige Zugänge zum Internet jenseits des PC sowie leicht zu bedienende und sichere Software waren für ihn die wichtigsten Marker, um eine digitale Spaltung zu vermeiden. Was die Gefühle anspreche und das Leben erleichtere, werde sich nach Meinung des Trendforschers durchsetzen.