Liebe geht raus!
Daumen-hoch zum World-Emoji-Day? Dann sind Sie vermutlich fortgeschrittenen Alters. Und zu ihren Top-Emojis gehören außerdem das rote Herz und der grüne Haken. Aus Sicht der jüngeren Menschen ...
Beitrag lesenEin Gespräch mit Dr. Sun-Ju Choi über die Anfänge der Neuen deutsche Medienmacher*innen, warum diverse Redaktionen und Kommunikations-Teams mehr Menschen erreichen können und welche Punkte Redaktionen am besten im Hinterkopf behalten, wenn sie diskriminisierungssensibel kommunizieren wollen.
Das muss vor ungefähr 15 Jahren gewesen sein. Wir waren knapp 20 Journalist*innen, alle POC (People of Colour), die in verschiedenen Medienhäusern gearbeitet haben. Damals haben wir festgestellt, dass es sehr wenige Menschen mit Migrationshintergrund oder Einwanderungsgeschichte in den Redaktionen gibt. Einige von uns wurden in ihrer Arbeit auf ihre Herkunft reduziert, andere wiederum fühlten sich als Journalist*innen nicht ernst genommen, da sie nicht typisch deutsch aussahen, usw.. Kurz: Es gab Handlungsbedarf. Deshalb haben wir einen Stammtisch gegründet, um uns gegenseitig zu unterstützen, zu stärken und um an der Situation etwas zu ändern.
Wer im Journalismus arbeitet, ist privilegiert. Man muss sich unbezahlte Praktika leisten können und unglaublich viel arbeiten, bis man einen Fuß in der Tür hat. Das Volontariat ist erst der Anfang. Deshalb ist das Mentoring unser wichtigstes Programm. In diesem Programm begleiten wir junge Journalist*innen auf ihrem Weg in den Journalismus. Unsere Mentor*innen sind schon im Geschäft, können Kontakte herstellen und Türen öffnen.
Grundsätzlich ja, aber insbesondere für den Journalismus. Denn eine berufliche Karriere im Journalismus wird hier maßgeblich von einem Netzwerk bestimmt. Nehmen wir mal ein anderes System, beispielsweise die Naturwissenschaften. Hier navigierst Du Dich durch ein rigides System an Prüfungen und kannst Wissen systematisch aufbauen. Im Journalismus geht es neben der Bildung eben auch stark um Netzwerk und deren Codes und Habitus.
Ja, es waren 6,4%. Dieses Ergebnis ist erstmal ernüchternd. Gleichzeitig hat die Studie auch aufgezeigt, dass viele Redaktionen sich diverser aufstellen wollen. Um das zu schaffen, müssen dem formulierten Anspruch allerdings auch konkrete Schritte folgen. In dem Diversity Guide stellen wir zahlreiche Maßnahmen und Beispiele vor, mit denen Diversität gelingen kann.
In Deutschland haben 26% der Bevölkerung einen Migrationshintergrund. Diese Vielfalt wird in den Redaktionen in den Medienhäusern nicht abgebildet. Das bedeutet, dass bestimmte Perspektiven und Themen der Gesellschaft schlichtweg nicht erwähnt oder abgebildet werden. Je diverser eine Redaktion aufgestellt ist, desto mehr nimmt sie wahr, desto mehr Information und politische Meinungsbildung ist möglich.
Natürlich. Auch hier wird kommuniziert. Bei Institutionen, vielleicht besonders bei der Kirche ist die erste Frage nach der Adressierung und der Zielgruppe. Wen hat die Kommunikationsabteilung als Persona formuliert? Wenn Vielfalt hier schon nicht mitgedacht wird, stellt sich für jede vierte Person in Deutschland die Frage: Wenn ich nicht gesehen und adressiert werde, warum sollte ich mich für die Kirche interessieren?
Kommunikationsabteilungen werden ähnlich wie Redaktionen besetzt: Der Thomas kennt den Bernd, der Bernd kennt die Stefanie, und die Stefanie kennt wiederum die Birgit und so weiter. Die gleichen Leute ziehen ähnliche Leute an – ein homogenes Team, adressiert homogene Zielgruppen. Zuerst müssen die Teams vielfältiger werden. Diversität muss aktiv und gezielt von innen angestrebt werden, damit sich das verändert, was nach draußen gesendet wird.
Diverse Teams können neue Geschichten erzählen, es kommen neue Perspektiven rein, die nach Außen wirken. Letztendlich sichert es das Überleben der Organisation. Denn, wenn homogene Kommunikationsteams weiter homogene Zielgruppen bespielen, wird der Zirkel für die Organisation immer kleiner. Das greift irgendwann die Glaubwürdigkeit an, wenn die Mitgliederzahl weiterhin schrumpft. Vielleicht gibt es in der Kirche Pastor*innen mit Migrationsgeschichte, die von diversen Teams gesehen werden und eine andere Perspektive auf die Organisation einbringen können.
Danke für das Gespräch und die praktischen Tipps.
Wer sich vertiefend mit der Thematik auseinandersetzen möchte: Wir bieten einen vierteiligen Online-Workshop an zwei Tagen an. Kursinformationen und Anmeldung