Hast Du bei Deiner Recherche etwas Neues über Hoffnung gelernt?
Gelernt habe ich, dass man sich nicht von Krisen überwältigen lassen sollte. Das ist zwar einfacher gesagt als getan. Aber es kann gelingen, wenn wir uns darauf konzentrieren, was wir persönlich ändern können: Die Menschen, die bei unseren Hoffnungsgeschichten mitgemacht haben, erzählen häufig von Begegnungen, die ihren Glauben an das Gute im Menschen stärken. Es sind oft Alltagssituationen, die Hoffnung stiften. Eine Geschichte erzählt von einer todkranken Frau, die sich nicht von Angst und Beklemmung überwältigen lassen hat, sondern noch im Krankenhaus anderen Mut zugesprochen hat. Eine andere sitzt in einem Hamburger Café und hört einfach zu, wenn andere reden wollen.
Und dann gibt es aber noch solche Geschichten, die sagen: Wir Menschen sind zu den schrecklichsten Taten fähig. Doch unter uns sind auch welche, die die Kraft zur Vergebung haben und damit für uns alle friedensstiftend sind.
Was gibt Dir bei Deiner Arbeit in der Redaktion Hoffnung?
Ich weiß nicht, ob Hoffnung hier das richtige Wort ist. Ich würde eher sagen: Ich empfinde meine Arbeit dann als sinnstiftend. Gerade dann, wenn die „good news“ im Vordergrund stehen, die uns darin bestärken, dass nicht Hass, sondern Liebe der größte Motor für Entwicklungen ist.
Früher habe ich als Nachrichtenredakteurin gearbeitet. Ein altes Sprichwort unter Journalisten und Herausgebern besagt: „Only bad news are good news“. Das bezieht sich darauf, dass das Interesse und damit die Auflage, Einschaltquote oder Zugriffsrate immer dann besonders hoch ist, wenn die Nachrichten sich um Kriminalgeschichten, Katastrophenfälle oder menschliche Abgründe drehen. Das ist auch nicht von der Hand zu weisen.
Aber ich finde es wichtig, dass wir als Kirche auch eine andere Seite zeigen: Der Mensch ist ein unglaublich neugieriges Wesen, aber auch ein sehr soziales. Die Basis für unser Zusammenleben ist die Fähigkeit, sich gegenseitig zu unterstützen und Solidargemeinschaften zu bilden. Wir kümmern uns in der Regel umeinander – selbst dann, wenn wir keinen unmittelbaren Nutzen für uns als Einzelperson daraus ziehen können. Ich empfinde das als sehr tröstlich.
Worauf hoffst Du in den nächsten Monaten?
Ich hoffe, dass mehr Menschen erkennen, welches Glück wir haben, in Deutschland einer Demokratie zu leben, deren oberster Grundsatz die Unantastbarkeit der Menschenwürde ist. Wir leben in Freiheit! Das heißt, wir werden nicht willkürlich eingesperrt, wir dürfen Kritik frei äußern, wir können zusammenleben, mit wem wir möchten… Und wir haben die Macht, unsere Vertretung per Mehrheitsbeschluss zu wählen. Das ist eine riesige Errungenschaft! Ich hoffe, dass das so bleibt und nachfolgende Generationen keine Diktatur mehr erleben müssen.